Ueber die Kultur der Camellien auf der freien Rabatte.In einem Briefe an den Secretär der Londoner Gartenbaugesellschaft.Von Joseph Harrison.Die Varietäten der Camellia Japonica, welche ich so glücklich gewesen bin, in meinem Garten zu acclimatisieren, sind 1) die gefüllte rothe; 2) die gefüllte weiße; und 3) die gefüllte gestreifte. Folgende Beschreibung soll über das Verfahren Auskunft geben, welches ich angewendet habe. Der Standort der Pflanzen ist gegen Süden und gegen Südosten exponiert. Bis zum Jahr 1824 war er auch gegen Westen und Norden exponiert; da aber nach der Zeit Gebäude aufgeführt worden sind, so ist er jetzt nach diesen Weltgegenden hin sehr gut geschützt. Der Boden, in welchem die Pflanzen wachsen, ist brauner Lehm mit felsigem Untergrund. Der Untergrund hat eine söhlige Lagerung; aber die Oberfläche der Rabatte ist stark abgeböscht. Die Tiefe der Oberkrume beträgt in der Fronte 2 Fuß und an der Hinterseite der Rabatte 4 Fuß. Ehe die Pflanzen in's Freie gepflanzt wurden, standen sie im Schutze des Kalthauses in Töpfen. Als sie aus letztern herausgenommen wurden, hatte jede derselben im Durchschnitt eine Höhe von 2 Fuß. Sie waren auch stark und in den frühern Jahren hatte ich die Leitreiser, um die Pflanzen buschiger zu machen, mehrmals zurückgeschnitten. Dieses Verfahren scheint besondere Beachtung zu verdienen; denn ich habe mehrere andere große Camellien, welche jedoch nicht buschig waren, in die Rabatte versetzt; bin aber nicht im Stande gewesen, sie über 2 Jahre am Leben zu erhalten. Ich habe auch fast gegen 50 Stück andere Camellien im Durchschnitt von der Höhe eines Fußes auf die Rabatte versetzt; konnte sie aber nie lange am Leben erhalten. Aus diesen Umständen habe ich mich überzeugt, daß, wenn die Pflanzen nicht stark, buschig und gut mit Wurzeln versehen sind, sie die Kälte im Winter nicht auszuhalten vermögen, auf keine Weise wenigstens in diesem nördlichen Theile des Königreichs Im Juli des Jahres 1819 pflanzte ich einzelne Exemplare der oben erwähnten drei Sorten mit dem ganzen Erdklumpen in die Rabatte. Die Faserwurzeln an der Außenseite der Erdklumpen wurden mit der Hand vorsichtig aufgelockert und soviel wie möglich in gerade Linien, von jedem Klumpen aus, vertheilt, damit sie bei'm geringsten Treiben unmittelbar in die Erde der Rabatte dringen konnten. Ich habe immer gefunden, daß das Auflockern der Wurzeln wesentlich zum baldigen Bekleiben und zum künftigen Gedeihen aller Pflanzen beiträgt, die man aus Töpfen auf die Rabatte verpflanzt. Nachdem die Setzlöcher in der Rabatte zur Aufnahme der Pflanzen bereitet waren, vermischte ich mit der Erde am Boden und an den Seiten derselben einen gehörigen Antheil gut verrotteten Kuhmist. Der oberste Punct jedes Erdklumpens wurde so tief gesetzt, daß, wenn das Setzloch ausgefüllt und die ebene Fläche der Rabatte wieder hergestellt war, derselbe 4 Zoll unter der Oberfläche lag. Nachdem ich die Erde um jeden Erdklumpen herum sanft angedrückt hatte, wurde jede Pflanze gut mit Mistjauche begossen. Dieses Begießen wurde den Sommer hindurch mehrmals wiederholt. Die Stängel der Pflanzen wurden Anfangs gut befestigt, damit sie nicht durch den Wind ihren festen Stand verlieren möchten, Zu Ende des folgenden Octobers bedeckte ich die Wurzeln jeder Pflanze, den Stamm als Mittelpunkt gerechnet, in einem Halbmesser von 2 Fuß, 8 Zoll hoch mit alter benutzter Gerberlohe und nachher umgab ich jede Pflanze mit einem gleich hohen hölzernen Gehäus, welches oben offen war. Auf dieses setzte ich bei rauher Witterung ein Handglas und bei harten Frösten bedeckte ich das Handglas und das Gehäuse die Nacht über mit einer Matte. Bei milder Witterung nahm ich das Glas ab. Zu Ende des Aprils 1820 entfernte ich das Gehäuse und das Handglas, und im Mai die Lohdecke, damit Sonne und Regen besser auf die Wurzeln einwirken konnten. Zu Anfang des Winters 1820 wendete ich die Lohdecke und das Gehäus wieder an und eben so auch das Glas und die Matte bei harten Frösten wie zuvor. Im Winter 1821 beschützte ich wieder die Wurzeln, bediehnte mich auch des Gehäuses und Glases, aber keiner Matte. Seit dieser Zeit habe ich die Pflanzen mit gar nichts bedeckt, außer bei starkem Schnee, um zu verhüten, daß sie nicht unter der Last desselben zerbrechen möchten; aber bei Eintritt jedes folgenden Winters bedeckte ich die Wurzeln 3 Fuß weit im Halbmesser (den Stamm als Mittelpunct gerechnet) mit alten verfaulten Blättern oder benutzter Lohe, 10 Zoll hoch und entfernte diese Decke im nächsten Frühling. Die Pflanzen sind nun kräftig und im besten Trieb. Sie haben jeden Frühling von der Mitte des Aprils bis zum Junius geblüht und vergangenes Jahr trug die gestreifte und rothe Varietät gegen 300 Blühten an jedem Busche. Die weiße Varietät hat nicht den kräftigen Trieb und blüht auch nicht so reichlich als die anderen Arten. Manchmal ist es der Fall, daß zur Zeit, wo sich die Blüthen geöffnet haben,noch Nachtfröste eintreten. Trifft ein solcher Frost die Blüthen, so werden die Blumenblätter braun; ist aber Frost zu fürchten, so setze ich das beschriebene Gehäus nebst dem Glasdach auf die Pflanzen, wie im Winter und verhindere dadurch, daß die Blüthe keinen Schaden leidet.
Wortley-Hall, den 30. Januar 1827.
Nachschrift.Den 12 März 1827, seit der Mittheilung dieser Beschreibung, ist zu Wortley-Hall ein schärferer Frost eingetreten als zu irgend einer Zeit, seit der Verpflanzung der Camellien auf die Rabatte, aber sie haben nicht im geringsten gelitten, obschon die Exemplare des gemeinen Lorbeers an demselben Standorte sehr beschädigt worden sind. |
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