(Auszug:)
Familie der Camellien.Camellie. (Camelia. Camélia)Giebt es irgend ein Geschlecht, woran die Hybridation bereits mit entschiedenem Erfolge versucht worden, so ist es gewiss das Geschlecht, womit wir uns gegenwärtig beschäftigen. Die Mehrzahl der Tausende von Varietäten verdankt man unstreitig dieser neuen Vervollkommnung der Horticultur. Es ist in der That zu bedauern, dass so viele Gärtner in die Mysterien dieser Operation noch nicht hinlänglich eingeweiht sind, indem sie dadurch so manchen Gewinnst und einen so schönen Ruhm entbehren. Die Staubgefässe sind in der Camellie zahlreich, bündelweise vereinigt und durch die Staubfäden verbunden. Die Staubbeutel enthalten viel Pollen und öffnen sich gewöhnlich nach Aussen. Das Ovarium ist einfach und trägt 2 bis 5 Griffel, welche oft an ihrer Basis zusammenhängen, nicht selten bis zur Hälfte, oft sogar bis zu zwei Drittel ihrer Länge. Die darauf ruhenden Narben sind einfach und warzig. Es kann nichts Einfacheres geben, als die Befruchtung der Camellie, indem man nichts Anderes zu thun hat, als die 2 bis 3 Tage nach dem Aufblühen erfolgende Entwickelung des weiblichen Organs abzuwarten und alsdann den Pollen mit dem Pinsel leicht darauf zu tragen. Ist um diese Zeit die Luft im Glashause nicht warm und feucht, so muss man die Temperatur ein Wenig erhöhen und auf die mit Pollen bedeckte Narbe ein Tröpfchen Honigwasser mit dem Pinsel sanft auflegen. Ist der Stempel richtig gebaut, so wird das Ovarium ansetzen und Samen bringen, was bei den sich selbst überlassenen Camellien gerade nicht häufig der Fall ist. Das Abschneiden der Staubgefässe an den zu befruchtenden Pflanzen ist unnütz; man hat sich bei der Befruchtung lediglich davor zu hüten, dass man nicht mit dem Pinsel, der den Pollen einer anderen Art enthält, an sie streife. Stehen indessen die Staubgefässe sehr nahe an den Narben, so muss man sie beseitigen. Nicht alle Camellien können Samen bringen, weil so viele so sehr gefüllt sind, dass sie sogar den Stempel verloren haben; allein man wird immer neue Varietäten erhalten, wenn man die halbgefüllten mit dem Pollen von anderen halbgefüllten, und so gegenseitig befruchtet. Viel weniger Aussicht auf Erlangung von gefüllten Varietäten hat man bei Hybridisierung von Einfachen mit Halbgefüllten, obgleich es zuweilen doch der Fall ist. Bei Anwendung der so einfachen Operationen gelang mir das Hybridisieren der Camellien stets, und hiernach bliebe eigentlich nichts zu berücksichtigen übrig, als die Wahl der der beiden Pflanzen, welche man vermählen will. Die Producte solcher Kreuzungen tragen nicht immer die Eigenschaften ihrer beiden Eltern an sich; nicht immer, sage ich, jedoch sehr oft, daher wird man immer seinen Vortheil darin finden, die schönstgebauten Blumen, die reinsten Farben , die blüthenreichsten Stöcke auszuwählen und dabei auch darauf Rücksicht zu nehmen, dass solche Eltern gern und regelmässig aufblühen und nicht für ihre Cultur besondere Schwierigkeiten im Wege stehen. Folgende Arten erscheinen mir bis jetzt als die vorzüglichsten Mutterpflanzen:
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